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Bei mehr als 80 Prozent der Menschen mit Parkinson-Erkrankung tritt laut Privatdozentin Dr. med. habil. Inga Claus (Universitätsklinikum Münster/Parkinson-Zentrum Münster/Osnabrück) und Professor Dr. med. Tobias Warnecke (Klinik für Neurologie und Neurologische Frührehabilitation Klinikum Osnabrück/Parkinson-Zentrum Münster/Osnabrück) eine klinisch relevante Dysphagie auf. Diese kann zu Beginn der Erkrankung zwar in milderer Form vorhanden sein, aber im Verlauf schwerwiegender werden und sich bis zu einer lebensbedrohlichen Lungeninfektion entwickeln.
Behandlungsansätze von Dysphagien
Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) e.V. hat zuletzt 2020 eine Leitlinie für Diagnostik und Therapie in der Neurologie für die neurogene Dysphagie herausgegeben. Die dort empfohlenen Therapien bestehen aus diätetischen, logopädischen, medikamentösen und lokal-interventionellen Behandlungsmöglichkeiten. Auch Neurostimulationsverfahren und die Bedeutung der Mundhygiene bei Dysphagie werden in der Leitlinie vorgestellt und erläutert.
Behandlung von Dysphagien bei Parkinson
Für die Behandlung von Schluckstörungen bei Parkinson werden laut Claus und Warnecke komplexe Therapieverfahren empfohlen. Neben medikamentösen Behandlungsmethoden spielen Logopädie und Sprachtherapie eine zentrale Rolle und können durch verschiedene Ansätze einen positiven Einfluss auf Dysphagien nehmen. Dabei werden zum Beispiel resistierende und kompensatorische Verfahren verwendet, aber auch eine Anpassung der Kost durch Andicken der Flüssigkeit ist Bestandteil der Behandlungsempfehlung.
In den letzten Jahren sind weitere innovative Behandlungsansätze entwickelt worden. Laut Claus und Warnecke besteht die beste Datenlage für ein vierwöchiges intensives Atemtraining, dem Expiratory muscle strength training (EMST®). Hierbei wird mit Hilfe eines Trainingsgerätes die pharyngeale Schluckmuskulatur gekräftigt. Das Training findet im häuslichen Umfeld mit einem täglichen Zeitaufwand von circa zehn bis 15 Minuten statt. Das Trainingsgerät kann sogar von schwer betroffenen Menschen genutzt werden, da es mittlerweile in zwei Intensitätsstufen verfügbar ist.
Vielversprechend ist zudem ein seit 2019 in Deutschland zugelassener Therapieansatz, bei dem mit Hilfe einer Injektion Botulinumtoxin in die Speicheldrüsen injiziert wird. Hintergrund hierfür ist, dass viele Parkinsonpatienten unter "zu viel Speichel im Mund" leiden; aber nicht, weil etwa zu viel produziert würde, sondern auf Grund der reduzierten Schluckfrequenz.
Fazit
Claus und Warnecke betonen, dass die Parkinson-Erkrankung ein multikomplexes Störungsbild bleibt, welches in der Behandlung einer sorgfältigen Evaluation des jeweiligen Störungsmusters bedarf und die Ausprägung differenzialdiagnostisch voneinander abgegrenzt werden muss. Insgesamt ist es notwendig, die Behandlung interprofessionell abzustimmen und einen individuellen Plan aus medikamentöser und nicht-medikamentöser Therapie zu gestalten.
Lena Lorenzen / physio.de
SchluckenParkinsonLogopädieLeitlinie
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