Sind Sie ein engagierter
Ergotherapeut (m/w/d) mit
Leidenschaft für die
psychiatrische Behandlung? Dann
freuen wir uns auf Sie!
Das St. Antonius-Krankenhaus in
Bottrop-Kirchhellen ist ein
traditionsreiches Haus mit einer
modernen Klinik für Psychiatrie
und
Psychotherapie.
In unserem erfahrenen Team aus
Ärzten, Psychologen,
Pflegekräften und Therapeuten
nehmen Sie als Ergotherapeut eine
zentrale Rolle in
der ganzheitlichen Behandlung
unserer Patienten ein. Sie
unterstützen Menschen mit p...
Ergotherapeut (m/w/d) mit
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Bottrop-Kirchhellen ist ein
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Welche Arten von Hunger gibt es?
Homöostatischer Hunger
Der homöostatische Hunger ist die älteste und evolutionär wichtigste Form des Hungers. Er tritt auf, wenn dem Körper Energie fehlt. Ein leerer Magen sendet Signale über den Vagusnerv, gleichzeitig wird das Hormon Ghrelin im Magen produziert. Daraufhin aktiviert der Hypothalamus im Gehirn Appetitzentren. Auch ein Absinken des Blutzuckers kann Hunger auslösen.
Sobald wir essen, wirken Gegensignale: Hormone wie GLP-1 (Glucagon-like Peptide-1), gebildet von enteroendokrinen L-Zellen im Dünndarm, Cholecystokinin, das im Duodenum entsteht, oder Peptid YY, das ebenfalls aus dem Darm stammt, bremsen das Verlangen nach Essen und sorgen so für ein Gefühl der Sättigung.
Abgesehen von der Magenfülle produziert Fettgewebe im Körper das appetitzügelnde Hormon Leptin, das dem Körper vermitteln soll: „Wir haben jetzt genug Energiereserven, hör auf so viel zu essen.“ Paradoxerweise weisen schwer übergewichtige Menschen einen sehr hohen Leptinspiegel auf, essen aber nach wie vor weiter – sie sind leptinresistent. Wie diese Resistenz entsteht, ist noch nicht abschließend geklärt.
Hedonistischer Hunger
Der hedonistische Hunger dagegen folgt keinem Energiemangel, sondern dem Lustprinzip. Süße, salzige und fettreiche Speisen stimulieren unser Belohnungssystem: Dopamin, freigesetzt im mesolimbischen System sowie endogene Cannabinoide und Opioide verstärken das Essverlangen. Positive wie negative Gefühle – Freude, Stress, Traurigkeit – können den Griff zur Schokolade verstärken, vor allem wenn schon in jungen Jahren diese Gefühle an den Genuss von Süßspeisen geknüpft wurden. Werbung, günstige Preise für Fast-Food und kulturelle Muster tun ihr Übriges und konditionieren den Menschen in Richtung Fast-Food, wie einst Pawlow seine Hunde auf das Läuten einer Glocke trainierte. Der Zuckerkick hat Folgen, denn in Zeiten von Energieknappheit war die Gier nach Süßem ein evolutionärer Vorteil – in Zeiten des Überflusses wird sie dem Menschen zum Verhängnis.
Mikrobiom-assoziierter Hunger
Der mikrobiom-assoziierte Hunger bezieht sich auf von Bakterien in unserem Darm initiierten Hunger. Sie produzieren Stoffwechselprodukte, die Hormone wie Leptin und Insulin beeinflussen. Manche Mikrobensignale schalten sogar direkt Nervenzellen im Hypothalamus um. Eine gestörte Darmflora („Dysbiose“) steht daher im Verdacht Übergewicht zu begünstigen oder Essstörungen mitverursachen zu können (Quelle), während eine fett- und zuckerreiche, sowie ballaststoffarme Diät die Mikrobenvielfalt im Darm verringern kann. Viele der Daten zu diesem Thema wurden in Tierexperimenten erhoben, daher ist die Übertragbarkeit auf den Menschen und vor allem auch die klinische Anwendung noch unklar.
Warum Adipositas zunimmt
In einer Umwelt mit Supermärkten, Lieferdiensten und Snacks an jeder Ecke geraten die fein austarierten Regelkreise aus dem Gleichgewicht. Hedonistische Impulse überlagern die homöostatische Steuerung – wir essen, obwohl wir satt sind oder nehmen unverhältnismäßig viel Energie zu uns, bis das Hungergefühl stoppt. Nicht jeder Mensch ist davon gleichermaßen betroffen.
Wie stark ein Individuum seine Impulse regulieren kann, hängt von vielen Faktoren ab – so haben etwa Menschen, die als Kinder traumatischen Erfahrungen ausgesetzt waren, größere Schwierigkeiten damit, dem impulsiven Griff zum Schokoriegel zu widerstehen, als unbelastete Personen. Auch das sogenannte Binge-Eating stellt ein Problem dar. Unter den im oscarprämierten Werk „The Whale“ schonungslos dargestellten Fress-Attacken leiden häufig Menschen, die als Kind nicht gelernt haben, mit ihren Emotionen umzugehen. Essen betäubt und sorgt kurzfristig für gute Gefühle – aber nur so lange, bis die Attacke vorbei ist.
Es liegt nahe, dass Adipositas auch deswegen entstehen könnte, weil Menschen sich in der heutigen Welt weniger bewegen und so auch weniger verbrennen als noch zu Nomaden-Zeiten. Diese Theorie konnte Herman Pontzer allerdings widerlegen. Der Professor für Anthropologie beobachtete Naturvölker und berechnete ihren Kalorienbedarf. Er ähnelt dem eines modernen Menschen, der allerdings ein Vielfaches der Kalorien zu sich nimmt. Pontzers Behauptung, dass Menschen aufgrund seiner Beobachtungen durch Sport generell nicht abnehmen könnten, gilt allerdings als umstritten. Die beobachteten Naturvölker gingen höchstens zwölf Kilometer am Tag und verbrauchten so nur knapp 3.000 Kalorien – von Sport kann hier wohl keine Rede sein.
Medikamente gegen den Appetit
Weil Aufklärungskampagnen und Bewegungsprogramme bisher wenig Wirkung im Kampf gegen die Kilos zeigen, richtet sich die Hoffnung auf die Biochemie. Besonders das Hormon GLP-1 hat in den letzten Jahren Aufmerksamkeit erregt. Es wird im Darm nach einer Mahlzeit freigesetzt, bremst die Magenentleerung, steigert das Sättigungsgefühl und fördert die Insulinproduktion.
Pharmafirmen haben diese Signalwege mit sogenannten GLP-1-Rezeptor-Agonisten nachgebaut. Präparate wie Liraglutid oder Semaglutid (Ozempic und Wegovy) verlängern die Wirkung des Hormons, unterdrücken Appetit und helfen beim Abnehmen. Studien zeigen zudem positive Effekte auf den Blutzucker und Herz-Kreislauf-Risiken. Doch die Medikamente sind kein Allheilmittel. Sie können Übelkeit verursachen, sind teuer und werden teils missbräuchlich eingesetzt – von Prominenten auf Diät bis hin zu Jugendlichen ohne medizinische Indikation. Langfristige Nebenwirkungen sind noch nicht ausreichend erforscht. Außerdem greifen diese Substanzen tief in ein System ein, das nicht nur den Appetit, sondern auch Belohnung, Motivation und sogar die Wirkung von Drogen beeinflusst. Daher steht auch die Möglichkeit im Raum, dass GLP-1-Rezeptor-Agonisten Depressionen fördern könnten. Die Daten hierzu sind aktuell noch sehr widersprüchlich.
Hunger neu verstehen
Hunger ist also weitaus mehr als nur der Wunsch etwas essen zu wollen. Wer übergewichtig ist, scheitert nicht einfach an fehlender Disziplin. Vielmehr arbeiten biologische Kräfte gegen den vermeintlich „freien Willen“. Hunger ist ein biopsychosozialer Zustand – geprägt von Hormonen, Nerven, Mikroben, der Erziehung, dem sozialen Kreis, der Umwelt und vielem mehr.
Wenn Medikamente wie GLP-1-Agonisten heute Millionen Menschen beim Abnehmen helfen, dann deshalb, weil sie sowohl in Stoffwechselprozesse als auch in das Hormonsystem eingreifen. Sie verschieben das Kräfteverhältnis zugunsten der Sättigung. Menschen, die an den freien Willen und die Fähigkeit jedes Einzelnen glauben, das eigene Verhalten kontrollieren zu können, mag der Weg zur Medikation falsch erscheinen – aus wissenschaftlicher Perspektive scheint diese allerdings ein möglicher Ausweg aus der Adipositas-Pandemie zu sein.
Abseits der Medikation könnten politische Entscheidungen genutzt werden, um das Essverhalten der Menschen zu verändern. Die Zuckersteuer in Großbritannien wird unter Public-Health-ExpertInnen als eine der effektivsten Gesundheitsmaßnahmen der Menschheit betrachtet. Allerdings scheinen Lobby-Gruppen so stark zu agieren, dass diese Maßnahme in Deutschland nicht umgesetzt wird. Nur so ist zu erklären, dass eine Modellrechnung der TU-München, die Einsparungen bis zu 16 Milliarden Euro im Gesundheitswesen verspricht, nicht ernstgenommen wird. Auch bundesweiter Ernährungs- und Kochunterricht scheint mangels finanzieller Ressourcen keine Lösung zu sein. Also bleiben doch nur Medikamente übrig. In Großbritannien wird bereits laut über eine grundsätzliche Versorgung aller Menschen ab einem BMI von 35 mit GLP-1-Agonisten nachgedacht.
Na dann, Mahlzeit.
Daniel Bombien / physio.de
ErnährungAdipositasAbnehmenMedikamenteDarmPsychosozial
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