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Operationsfehler
Irren ist menschlich
Bostoner Studie untersucht, ob Chirurgen im Nachhinein Fehler akkurat einräumen.
13.07.2018 • 0 Kommentare

Die Studie von Peponis et al. (2018) hat knapp 2000 operative Eingriffe in einem Bostoner Krankenhaus retrospektiv ausgewertet, um herauszufinden, ob Chirurgenaussagen und Operationsberichte deckungsgleich sind. Die monozentrische Befragung per Mail forderte den jeweiligen Operateur nach einem abdominalen Eingriff auf, Missstände einzugestehen. Befragt wurden sie direkt nach der Operation, ob nicht geplante Zwischenfälle eingetreten sind. Beigefügt wurde die Definition des Institute of Medicine für intraoperative Zwischenfälle (iAE), welche sich mit Schädigungen befasst, die vermutlich vom medizinischen Eingriff herrühren. Ein unabhängiger Gutachter überprüfte währenddessen die Angaben im Bericht. Die iAE gefährden nicht nur die postoperative Regeneration, die Wahrscheinlichkeit einer Komplikation ist in den nächsten 30 Tagen zweimal so hoch wie bei einer unauffälligen Operation und das Sterberisiko verdreifacht.

In großen Teilen entsprachen die Angaben der Mails nicht denen der Operationsberichte. Chirurgen gaben den Autoren gegenüber 7,5% unerwünschte Zwischenfälle an, in den Operationsdokumentationen waren es aber 21%. Andererseits waren von den 107 iAE, die die Operateure meldeten, 24,3% nicht im Operationsbericht zu finden.

Chirurgen gestehen Operationsfehler zwar in der Befragung ein, neigen aber dazu scheinbar unwichtige Zwischenfälle auszulassen. Da nur knapp 72% der Chirurgen die E-Mail beantwortete, ergibt sich eine kleine Diskrepanz in der Statistik. Geringfügigere Zwischenfälle, welche keine weitere chirurgische Intervention benötigen, wurden in 2,5 % (von 1430 Fällen) angegeben, während die Operationsberichte 13,7% (von 1989 Fällen) dokumentierten. Kritischer sind allerdings die 27 schwerwiegenden Fehler einzuschätzen, die zwar im Operationsbericht beschrieben wurden, vom Operateur in der Befragung aber nicht angegeben wurden. Diese Patienten benötigten innerhalb einer Woche eine Reoperation.

In einem Viertel aller Angaben der Operateure waren technische Instrumente oder der Anästhesist schuld an dem Malheur, die Operationsdokumentation spricht von 3,4% der Fälle.

Die Angst der US-Ärzte für einen Fehler juristisch belangt zu werden, eine unzureichende Melderoutine sowie geringe Standards bei der Fehlermeldung können Gründe für die geringere Meldebereitschaft der Operateure sein. Eine wirklich objektive Sicht auf die Vorgänge im OP gibt es zweifellos weder durch den Operationsbericht noch durch die Online-Befragung.

Die zurückhaltende Meldung der Bostoner Chirurgen, dass ihnen ein Fehler unterlaufen ist, wurde in dieser Studie in Augenschein genommen. Darüber, ob sich diese Fälle ähnlich in anderen Kliniken abspielen, kann nur gemutmaßt werden.

Daniela Pfleger / physio.de

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