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Knie
Wenn das Kind stürzt und die Patella tanzt
Kreuzbandrupturen beim Kind
03.04.2023 • 0 Kommentare

Eine schiefe Landung beim Trampolinspringen, zu viel Körpereinsatz beim Fußballspielen oder ein Sturz beim Skifahren. Im Hand(Knie-)umdrehen kann es zu einer Verletzung der Kreuzbänder beim Kind kommen. Nach anfänglich starken Schmerzen, die eine Belastung initial unmöglich machen, sowie einer rasch auftretenden Schwellung tritt bei Kindern häufig relativ schnell eine Besserung der Symptomatik ein. Bereits nach wenigen Tagen kann sowohl die Schwellung als auch der Schmerz nahezu verschwunden sein und der Besuch beim Kinderarzt oder Orthopäden erscheint dann für viele Eltern obsolet.

Ein Kniegelenkserguss im Kindesalter sollte nicht bagatellisiert werden
Insbesondere eine Verletzung, die mit einem Kniegelenkserguss einhergeht, sollte durchaus ernst genommen und im weiteren Verlauf ärztlich abgeklärt werden. Studien zufolge liegt die Wahrscheinlichkeit einer Kreuzbandruptur bei einem gleichzeitigen Gelenkserguss bei 52 Prozent. Der Kniegelenkserguss kann im Rahmen einer klinischen Untersuchung diagnostiziert werden. Hierfür wird der Recessus suprapatellaris ausgestrichen und die Patella leicht eingedrückt. Liegt eine Flüssigkeitsansammlung in der Kniegelenkshöhle vor, kann eine sogenannte „tanzende Patella“ beobachtet werden.

Kreuzband ab, was nun?
Ist das Kreuzband rupturiert, stellt sich die Frage nach der geeigneten Therapieform. Noch vor einigen Jahren wurde das kindliche Kreuzband eher selten operiert. Die Sorge: Durch das Einbringen der Bohrlöcher, die zur Befestigung der Kreuzbandplastik dienen, könnte es zu Beschädigungen an den noch offenen Wachstumsfugen und folglich zu Wachstumsstörungen kommen. Da etwa 64 Prozent des Längenwachstums durch die Wachstumsfugen am Kniegelenk bedingt sind, ist diese Sorge durchaus berechtigt.

Im Falle der konservativen Therapie soll der Rückgewinn oder Erhalt der Kniestabilität durch gezieltes Muskelkrafttraining erlangt werden. Einer Studie von Vavken und Murray aus dem Jahr 2011 zufolge stellt dabei aber insbesondere die erhöhte Laxizität der kindlichen Gelenke ein großes Problem dar. Des Weiteren ist ein mehrwöchiges Sportverbot und ein an die Verletzung angepasstes Verhalten bei Kindern kaum umzusetzen. Gelingt die konservative Therapie nicht zufriedenstellend, so muss mit einem frühen Beginn einer Kniegelenksarthrose gerechnet werden.

Aktuelle Tendenz: frühzeitige Operation
Aktuell geht die Tendenz allerdings eher zu einer frühzeitigen Operation mit spezieller Berücksichtigung der Wachstumsfugen. Spezialisierte Kinderchirurgen können die Positionierung und die Richtung der Bohrkanäle mittlerweile so wählen, dass die Wachstumsfugen nicht verletzt werden. Da es in bis zu 30 Prozent der Fälle zu einer Wiederverletzung vor dem 20. Lebensjahr kommt, erfolgt im Rahmen der Operation zumeist eine zusätzliche laterale, extraartikuläre Stabilisation. Hierfür wird ein umgeleiteter Streifen des Tractus iliotibialis dynamisch an der Tibia verankert. Dies soll in erster Linie die vordere Subluxation des Tibiaplateaus verhindern.

Wissenschaftliche Evidenz gering
Durch die geringen Fallzahlen der operierten kindlichen Kreuzbänder ist die wissenschaftliche Evidenz derzeit noch gering. Um künftig auf möglichst viele Daten zugreifen zu können, hat die Europäische Gesellschaft für Sporttraumatologie, Kniechirurgie und Arthroskopie (ESSKA) die Initative "Pediatric Anterior Cruciate Ligament Monitoring Initiative" (PAMI) ins Leben gerufen. Durch die Überwachung der betroffenen Kinder bis zum abgeschlossenen Wachstum erhoffen sich die KinderchirurgInnen wichtige Informationen über die richtige Wahl des Transplantats und die Entwicklung effektiver postoperativer Therapiekonzepte.

Eines ist jedoch unabhängig davon bereits klar: Wenn das Kind stürzt und die Patella tanzt – dann ab zum Arzt.

Franziska Stelljes / physio.de

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