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Bremen

9. Forschungssymposium Physiotherapie

Ein Leuchtturm in Bremen – Bericht vom diesjährigen Wissenschaftskongress

26.11.2025 • 1 Kommentar

Foto: Daniel Bombien | physio.de • Lizenz: CC-BY •

Die Kamera ist gerichtet, die Reporterin trifft die letzten Vorbereitungen, um möglichst geschickt den ZuschauerInnen einen Eindruck über die Physiotherapie zu geben, denn ein ganzes Land ist stolz darauf, was hier passiert. Sogar ein Referent aus der Gesundheitspolitik ist da und betont (merklich tief in die Materie eingearbeitet) die Wichtigkeit der Physiotherapie als Profession. Die Menschen verstehen, dass hier Zukunft für die Gesundheit der Bevölkerung gestaltet wird – das zeigt nicht nur das mediale Interesse, sondern auch Gelder von Land und Stiftungen, um den Kongress zu ermöglichen.

Was klingt wie eine physiotherapeutische Utopie, wurde vom 21. bis 22. November 2025 in Bremen Wirklichkeit – zugegeben im kleinsten (Bundes-)Land der Bundesrepublik Deutschland, aber immerhin! Typisch norddeutsch fungierte das neunte Forschungssymposium Physiotherapie 2025 an der Hochschule Bremen wie ein Leuchtturm, der zeigt, wo die Reise der Physiotherapie hingeht.

You Are The Key
Das Interesse an Physiotherapiewissenschaften wächst, denn mit 350 TeilnehmerInnen war das Forschungssymposium der Deutschen Gesellschaft für Physiotherapie Wissenschaften (DGPTW) zum ersten Mal ausverkauft. Der Kongress gab sich von vornherein bewusst lösungsorientiert. Denn ja, es gibt Probleme in der Physiotherapie, aber der Schlüssel zum Erfolg sind Sie. Ja, Sie!

„You Are The Key“ lautete also das Motto, das sowohl WissenschaftlerInnen als auch PraktikerInnen adressierte. So begegnete sich am ersten Tag Wissenschaft und Praxis in Workshops über Clinical Reasoning, den Übertrag zwischen Evidenz und Praxis oder Herausforderungen in der Schmerzedukation. Eher auf die Meta-Ebene begaben sich TeilnehmerInnen der Workshops zur Identitätsbildung der Physiotherapie, während in anderen Räumen klare evidenzbasierte Therapie-Strategien zur Therapie von ME/CFS, Rücken- oder Knieschmerzen erarbeitet wurden. Allen Beteiligten war anzumerken: Wir wollen die Versorgung in Deutschland verbessern!

Den Kongress-Rahmen bildeten Key Notes über die Macht der Kontextfaktoren in der Therapie (Dr. Giacomo Rossettini), die Erstellung eines verlässlichen Fragebogens zur Intensität von Schmerz (Dr. rer. nat. Ulrike Kaiser) und die Flut redundanter und qualitativ schlechter Studien und Übersichtsarbeiten in der Wissenschaft (Prof. Dr. Cordula Braun).

„Das Symposium bringt uns zusammen. Die Erkenntnisse, die hier zusammengetragen werden, werden auch wieder herausgetragen in die Physio-Welt, also in die Praxis und in die Versorgung“, schwärmte Prof. Dr. Annika Schwarz, Organisatorin des diesjährigen Forschungssymposiums und Studiengangsleitung der Angewandten Therapiewissenschaften (B.Sc.) an der Hochschule Bremen.

Preise
Einen Eindruck über das diesjährige Themenportfolio lieferten die Preise für die besten Poster und Vorträge:

Die Preise für die besten Poster erhielten:

Lena Peters: Potenziale der Etablierung von Advanced Physiotherapy Practice aus Sicht von TherapeutInnen im Kontext der stationären Akutversorgung.
Lea Gorenflo: Effekte gruppenbasierter Physio- und Ergotherapie: Ein Literaturreview.
Thomas Wagner: PNE – Schmerzen verstehen, vermitteln, verändern: Anforderungen an instruktives Videomaterial.

Die Preise für die besten Vorträge erhielten:

Jean-Pascal-Grenier: Informationen zu Kreuzschmerzen auf österreichischen Gesundheitswebsites: häufig ungenau, biomedizinisch ausgerichtet und nicht im Einklang mit klinischen Leitlinien – eine Querschnittsstudie.
Gesine Seeber: Körperliche und sportliche Aktivität vor und ein Jahr nach einer Knie-Totalendoprothese: Ergebnisse der prospektiven FinGK-Studie.
Lilo-Marie Maack: Intra- und Interrater-Reliabilität einer App zur quantitativen Erfassung funktioneller Beinachsenabweichungen in der Frontalebene und die Übereinstimmung mit zwei KI-basierten Methoden.

Neuer Vorstand und Ausblick
Im Rahmen des Forschungssymposiums fand die Mitgliederversammlung der DGPTW statt, die ihren Vorstand neu konstituierte. Prof. Dr. Kerstin Lüdtke, Prof. Dr. Axel Schäfer und Prof. Dr. Bernard Elsner schieden aus. Ihren Platz nehmen Dr. Linda Baumbach, Prof. Dr. Gaby Carvalho und Tobias Michels ein. Neuer erster Vorsitzender ist Prof. Dr. Christian Kopkow, zweite Vorsitzende ist Prof. Dr. Annika Schwarz.

Das zehnte Forschungssymposium wird eine Zeitreise wagen und findet nächstes Jahr am 27. und 28. November in Bochum statt – dem Ort, an dem zehn Jahre zuvor das erste Forschungssymposium Physiotherapie seine Pforten öffnete.

Einen Fernsehbeitrag über das diesjährige Forschungssymposium finden Sie hier.

Daniel Bombien / physio.de

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