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Arzneiverordnungsreport 2018
Reaktion auf den Arzneiverordnungs-Report 2018
Vorstand der AOK kritisiert hohe Gewinnmargen in der Pharmaindustrie, Pharmavertreter beklagen sich über zu niedrige Preise.
18.10.2018 • 0 Kommentare

Letzten Monat ist der neue Arzneiverordnungs-Report im Springer Verlag erschienen. Dieser berichtet seit über 30 Jahren über ärztliche und zahnärztliche Arzneiverordnungen in Deutschland. Nicht nur das Verordnungsverhalten der Ärzte, sondern auch wirtschaftliche Aspekte des Pharmamarktes werden in dem jährlichen Report von Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft diskutiert.

Insgesamt lagen laut dem neuen Verordnungs-Report die Ausgaben für Arzneimittel im Jahr 2017 bei 39,9 Milliarden Euro inklusive der Zuzahlung der Versicherten. Im Vergleich zum Vorjahr stiegen die Ausgaben um rund 3,7 Prozent (1,4 Milliarden Euro). Der festgestellte Ausgabenanstieg unterscheidet sich damit allerdings nicht wesentlich von anderen medizinischen Leistungsbereichen.

Gegenstand der nun vom Vorstandschef der AOK Martin Litsch geäußerten Kritik ist die Kostenverschiebung zugunsten teurer patentgeschützter Arzneimittel. Deren Preise dürfen Pharmahersteller im ersten Jahr nach ihrer Zulassung frei festlegen.

Laut dem Geschäftsführer des wissenschaftlichen Instituts der Ortskrankenkassen (WidO) und Mitherausgeber des Reports Jürgen Klauber sind die patentgeschützten Medikamente im letzten Jahr für rund 34 Prozent aller Ausgaben für Arzneimittel verantwortlich. Die Medikamentenversorgung mit dieser Art von Arzneimitteln kostet im Durchschnitt pro Tag 6,98 Euro. Die Kosten von nicht geschützten Medikamenten, den sogenannten Generika, kostet die Krankenkassen pro Tag lediglich 36 Cent.

Betrachtet man allerdings die Menge der Verordnungen, machten die patentgeschützten Medikamente lediglich ein Prozent der verordneten Tagesdosen aus. Der Grund für diese Diskrepanz liegt daran, dass letztes Jahr diverse „Orphan Drugs“ unter den Patentmedikamenten waren. Diese Medikamentengruppe dient der Behandlung besonders seltener Erkrankungen und wird deshalb nur von einer kleinen Patientenanzahl benötigt. Die Kosten dieser Arzneimittel sind allerdings in vielen Fällen besonders hoch. Drei dieser Medikamente kosten für einen Patienten über 500.000 Euro pro Jahr.

Sowohl Dr. Norbert Gerbsch, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie e.V. als auch Birgit Fischer, Hauptgeschäftsführerin des Verbands Forschender Arzneimittelhersteller, halten die Preisentwicklungen für unbedenklich „gemessen am therapeutischen Stellenwert der Arzneimittel in der Versorgung“. Sie kritisieren im Gegenteil dazu die niedrigen Preise für Generika und beklagen einen erhöhten wirtschaftlichen Druck für die Pharmahersteller am Standort Deutschland.

Den Arzneiverordnungs-Report als Buch können Sie hier erwerben.

Catrin Heinbokel / physio.de

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